Fragment 1.
Vergnügt nimmt der 6-jährige Niklas Abschied von seinen Großeltern und steigt allein in den Intercity nach Stuttgart. Für Niklas' Sicherheit während der Fahrt ist gesorgt. Martina Knüppel von der Mannheimer Bahnhofsmission begleitet den Jungen bis zu seinem Ziel. Im Abteil packt die ehrenamtliche Mitarbeiterin ihren Spielekoffer aus und spielt mit Niklas "Vier gewinnt". Der Renner bei den Kindern, wie Martina Knüppel bei ihren regelmäßigen Einsätzen festgestellt hat.
"Das macht denen besonders Spaß, weil das kurze Spiele sind. Man kann jederzeit dann aufhören und sagen, ist genug."
Fragment 2.
Nach dreistündiger Zugfahrt kommt Niklas wohlbehalten in Stuttgart an. Dort holen ihn seine Eltern vom Zug ab. Der Begleitservice hat ihnen acht Stunden Autofahrt erspart, vier Stunden hin nach Köln und vier Stunden wieder zurück. "Kids on Tour" heißt das einjährige Pilotprojekt von Bahn und Bahnhofsmission, bei dem allein reisende Kinder zwischen 6 und 12 Jahren bei der Zugfahrt betreut werden. Immer freitags und sonntags können Eltern ihre Kinder den Mitarbeitern der Bahnhofsmission anvertrauen. Ein Service, der besonders bei Berufstätigen und getrennt lebenden Eltern gut ankommt. Sechs Monate nach Start ziehen die Initiatoren zufrieden Zwischenbilanz. Bahnsprecher Karl-Josef Bahles:
" Die Resonanz war gut, bisher haben über 230 Kinder "Kids on Tour" genutzt und ich denke, damit ist der Erfolg bestätigt."
Fragment 3.
Bahn und Bahnhofsmission beabsichtigen deshalb, "Kids on Tour" nach Ablauf der Pilotphase am 15. Juni als ständigen Service anzubieten. Ebenfalls in Planung, die Zahl der Verbindungen soll erhöht werden. Denn bisher gilt das Familien freundliche Angebot nur auf den Strecken Stuttgart-Köln sowie Köln-Hamburg und zurück. Karl-Josef Bahles:
"Zukünftig überlegen wir, das Angebot auszuweiten, auch auf Verbindungen wie beispielsweise Köln-Berlin oder Hamburg-München und ähnliches."
Fragment 4.
Allein reisende Kinder zahlen den halben Fahrpreis. Der Betreuungsservice kostet zusätzlich 25 Euro. Steigt das Kind in Köln um, sind weitere 10 Euro fällig. Ein angemessener Preis, schließlich ist das Kind während der Fahrt bis zur Übergabe am Zielbahnhof unter ständiger Aufsicht. Diane Waterkamp von der Kölner Bahnhofsmission:
"Die Kinder sind nie allein. Wenn ein Kind beispielsweise in Dortmund aussteigen muss und die Betreuerin bleibt bei den Kindern im Zug, bringt sie das Kind dann zur Tür, wo es direkt von Kolleginnen/Kollegen z.B. der Dortmunder Bahnhofsmission in Empfang genommen wird."
Fragment 5.
Interessierte Eltern sollten ihr Kind spätestens sieben Werktage vor Abfahrt telefonisch oder online anmelden. Ein Spontanurlaub bei Oma ist dann zwar nicht drin, aber dass ein Kind überhaupt ohne seine Eltern gefahrlos verreisen kann, das ist schon ein Fortschritt.